“Machen lassen” als ultimative Wertschätzung
Leadership-Programme hin, „New Work“ her… was hat sich eigentlich wirklich in den letzten Jahren in den großen Konzernen getan?
Ja, da gibt es zum einen ganz klar optische Veränderungen, und damit meine ich nicht einmal ansatzweise einen wie auch immer definierten Dresscode. Wer mich kennt weiß, dass ich es immer wieder schaffe, zu jedem Anlass das perfekte Outfit zu finden. Kappe, kariertes Hemd, Jeans, Sneaker. Und ich habe auch nicht vor, dies zu ändern. Der Spruch „Kleider machen Leute“ ist für mich eher ein Offenbarungseid für die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, als ein wichtiger Hinweis aus dem Knigge für öffentliches Auftreten.
Dennoch, es scheint als seien die Zeiten der Langbinder (sorry, ich war beim Bund) Geschichte und das halte ich durchaus für eine positive Entwicklung (auch wenn ich damit meinem vorherigen Absatz widersprechen mag).
Eine ähnliche Veränderung ist inzwischen an den Arbeitsplätzen festzustellen und damit meine ich nicht nur die typischen Bürogebäude, die man noch vor zehn Jahren bezüglich der entsprechenden Ausstattungen kaum von einer Behörde unterscheiden konnte. Als ich am 1. Februar 2017 zum ersten Mal meinen Arbeitsplatz in Stuttgart-Untertürkheim sah, fragte ich mich direkt, warum hier nicht mal jemand einen Eimer Farbe in die Hand genommen hat? Zu sehr erinnerte mich die Atmosphäre an menschliche Legebatterien, in denen man möglichst viele Arbeitskräfte auf wenig Raum unterbringen wollte. Zum Glück hat sich das grundlegend gewandelt und die Erkenntnis Einzug gehalten, dass Kreativität und eine angenehme Atmosphäre einen nicht unerheblichen Einfluss auf die ultimative Effizienz-Formel haben.
Gut… abgehakt, und ihr merkt schon, dass ich durchaus ein wenig aushole, um nun mal wirklich „zu Potte“ zu kommen.
Loslassen fällt nicht leicht
Darf ich mal direkt eine Frage an Euch stellen? Und ich würde mich wirklich freuen, wenn Ihr Eure ganz persönliche Perspektive dazu in den Kommentaren hinterlasst. Unabhängig davon, ob Ihr Unternehmer*innen seid oder gar in einer Personalabteilung arbeitet… warum würdet Ihr neue Kolleg*innen einstellen?
Lasst das wirklich mal einen Moment sacken, so profan sich diese Frage auch im ersten Moment anhören mag. Für mich stammt die beste Antwort hierauf vom viel zu früh verstorbenen Apple Co-Gründer Steve Jobs:
„Wir stellen keine Talente ein um ihnen zu sagen, was sie zu tun haben, sondern damit sie uns sagen, was wir tun müssen! “
- Steve Jobs Apple Co-Gründer
Ich halte dieses Zitat für eines der inspirierendsten überhaupt. Nicht für Gründer*innen, sondern auch für jede Führungskraft in einem Unternehmen. Wann immer ich in meiner Vor-Daimler Karriere ein Talent (ich halte diese Vokabel für so ungemein wichtig, denn wir alle haben Talente!) eingestellt habe, dann wollte ich, dass wir dadurch als Team lernen konnten, besser werden und damit natürlich auch final ergänzt werden.
Wer Menschen, die andere, ergänzende Begabungen in einen Konzern bringen, nicht den nötigen Freiraum schafft, ja viel mehr noch versucht, diese in genau die von mir zuvor beschriebenen Legebatterien zu quetschen, nimmt ihnen die Luft zum Atmen und damit die Chance diese so wichtigen Talente einzubringen.
Die inspirierendsten Führungskräfte waren immer die, die ihren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit gegeben haben, sich zu entfalten um genau die Qualitäten zu zeigen, wofür sie einmal angeworben und letztendlich eingestellt wurden.
Das ist nicht nur moderne Menschenführung (sagt man das überhaupt noch?), das ist vor allen Dingen Wertschätzung. Wertschätzung gegenüber den Qualitäten der Teammitglieder, aber vor allen Dingen auch Wertschätzung gegenüber dem Menschen!